Ich kann mich gut erinnern, dass meine Großmutter ihre Aufschlagkarten in einer ledernen Schatulle aufbewahrte. Diese Schatulle ließ sie immer nach dem Kartenlegen in einem Schrank verschwinden – so hoch oben, dass wir Kinder sie nicht erreichen konnten. Heute weiß ich, dass sich darin neben dem außergewöhnlichen Tarot de Marseille auch je ein Exemplar von fast jedem anderen Divinationsdeck befand.
Wer meint, mit den Tarot- und Lenormandkarten wäre die Auswahl an Aufschlagdecks bereits erschöpft, der irrt gewaltig! Es gibt eine ganze Reihe von Divinationskarten, die verschiedenen Zwecken dienen und unterschiedlichen Vorlieben gerecht werden. Ein solches Deck, das sich nicht nur bei professionellen Kartenlegern großer Beliebtheit erfreut, sind die sogenannten Zigeunerkarten.
Namensgeber
Zigeunerkarten verwendete meine Großmutter nicht so oft, aber wenn sie es tat, machten sie einen großen Eindruck auf mich. Woher diese Art von Karten stammt, weiß man eigentlich nicht genau und so gibt es allerlei Spekulationen. Unter Fachleuten hat sich aber inzwischen die Ansicht durchgesetzt, dass Roma und Sinti zwar Namensgeber der Zigeunerkarten sind, nicht aber ihre Schöpfer.
Die Karten, mit denen diese Menschen arbeiteten, waren zumeist selbst gemacht. So trugen sie statt kunstvoller Bilder in der Regel nur Wörter oder simple Symbole. Außerdem unterschieden sie sich von Familie zu Familie, da man ihre Bedeutung nur von einer Generation an die nächste weitergab.
Namensgeber
Es sieht ganz so aus, als wären die heutigen Zigeunerkarten erst im späten 19. Jahrhundert kreiert worden. Um ihnen die Aura des Mysteriösen zu geben, wählte man ihre Bezeichnung wohl ganz gezielt. Bisweilen werden sie auch als Zigeuner-Lenormandkarten bezeichnet werden, da sie ein wenig an dieses Kartendeck erinnern.
Ein Deck der Zigeunerkarten umfasst ebenfalls 36 Karten, deren Bedeutungen einander nicht unähnlich sind. Verwechseln wird man diese zwei Decks dennoch kaum. Zigeunerkarten tragen eine sechssprachige Beschriftung: Deutsch, Italienisch, Englisch, Französisch, Ungarisch und Kroatisch. Lenormandkarten zeigen hingegen kleine Bildchen von französischen Spielkarten am oberen Rand.